Deine Scheidengesundheit ist wichtig für Dein Wohlbefinden und Deinen Kinderwunsch. Was, wenn eine bakterielle Entzündung in der Scheide vorliegt?
Bedeutung einer normalen Scheidenflora
So wie es sein sollte
Der Schutzengel der Scheide
Die Scheide ist sauer
Wenn der Schutzengel sich die Flügel verletzt…
Bakterielle Vaginose
Deine Scheidengesundheit in der Schwangerschaft
Symptome und Beschwerden
Untersuchung und Diagnose
Was Deine Scheidengesundheit gefährdet
Therapie
Vorbeugen und Nachbehandeln
Alternative Behandlungen
Den Partner mit einbeziehen
Deine Scheidengesundheit spiegelt Deinen Lebenswandel
Achte auf Deine Darmgesundheit
Andere Scheidenentzündungen
Bedeutung einer normalen Scheidenflora
Vermehrter Ausfluss kann nicht nur unangenehm sein, sondern auch auf eine Erkrankung hindeuten.
Deine Scheidengesundheit und ein gesundes Milieu in der Scheide für den Kinderwunsch sehr wichtig. Gibt es dort Bedingungen, die nicht optimal sind, können diese die Spermien schädigen und so den Eintritt einer Schwangerschaft erschweren.
Aber auch Fehl- und Frühgeburten können die Folge einer ungesunden Scheidenflora sein.
Da lohnt es sich schon mal, vor der geplanten Schwangerschaft einen Blick darauf zu werfen.
Am besten geht das zum Beispiel im Rahmen der Kontrolluntersuchungen beim Frauenarzt.
So wie es sein sollte
Normalerweise sondert die Schleimhaut und die Drüsen der Scheide ein geruchloses weißliches Sekret ab. In der Zyklusmitte wird es durchsichtig und mehr. Dies zeigt Dir, dass der Eisprung naht.
Auch hier erkennst Du die Genialität Deines Körpers! Zu Beginn und gegen Ende des Zyklus ist der Ausfluss dicklich weiß. Er stellt eine natürliche Barriere für die Spermien dar. Zum einen können sie sich in diesem Ausfluss schlecht vorwärtsbewegen. Zum anderen verschließt dieser Schleim wie ein Pfropf den Muttermund und bildet so eine natürliche Barriere für die Spermien. Auch ist der Muttermund verschlossen. Es kommen weniger Spermien in die Gebärmutter.
Der dünnflüssige Schleim rund um den Eisprung ist für die Spermien gut passierbar. So können die Spermien leichter von der Scheide zum leicht geöffneten Muttermund gelangen und von dort ihre Wanderung in den Eileiter fortsetzten.
Der Schutzengel der Scheide
Die Scheide ist vielen bakteriellen Eindringlingen ausgesetzt.
Zum einen ist da die direkte Nähe des Enddarms. Und zum anderen dient sie auch zur lustvollen Herberge für den Penis und manchmal auch andere autoerotische Gegenstände. Nicht zu vergessen der Samenerguss, der ebenfalls noch mal Fremdmaterial in Form von Spermien, Bakterien, Pilze und Viren in die Scheide bringt.
Deshalb braucht Deine Scheide einen guten Schutzengel. Dies ist der Ausfluss mit seiner bakteriellen Zusammensetzung. Das gesunde Scheidenmilieu ist sehr wichtig für die Infektionsabwehr und damit für Deine Scheidengesundheit. Aber auch der pH-Wert der Scheide hilft bei der Erregerabwehr.
Die Scheide ist sauer
Der Säuregrad der Scheide, der zur Abwehr von Bakterien, Pilze und Viren dient, macht Eindringlingen das Leben schwer. Keime, die nicht in die Scheide gehören, können bei diesem pH schlecht oder gar nicht wachsen.
Ein normaler Scheiden-pH beträgt 3,8 bis 4,4. Dieser liegt im saureren Bereich.
Verantwortlich für die Aufrechterhaltung des sauren pH’s sind die Milchsäurebakterien. Diese werden vom Östrogen gesteuert. Eine ausreichende Besiedlung mit Laktobazillen ist für die Abwehr und die Aufrechterhaltung des pH’s ganz wichtig. Diese Bakterien werden auch als Döderleinflora bezeichnet. Sie halten die geringe Zahl krankmachender Keime in Schach, die immer in der Scheide vorkommen.
Wenn der Schutzengel sich die Flügel verletzt…
Ist dieses Gleichgewicht gestört, kann es zu Entzündungen in der Scheide kommen. Das merkst Du, wenn Du Juckreiz bekommst. Oder der Ausfluss wird mehr, manchmal riecht er auch unangenehm.
Es gibt verschiedene Keime, die Deine Scheidenflora stören können.
Oft kannst Du schon anhand der Symptome sagen, um welche Entzündung es sich handelt. In anderen Fällen hilft ein Blick ins Mikroskop oder ein bakteriologischer Abstrich. In diesem Blog geht es nur um die bakterielle Vaginose.
Bakterielle Vaginose
Ist das bakterielle Gleichgewicht Deiner Scheidenflora gestört, können sich untypische Keime vermehren. Sie drängen dann die gesunden Milchsäurebakterien zurück. Hier liegt keine Entzündung im eigentlichen Sinne vor, sondern nur ein verschobenes Gleichgewicht der einzelnen Bakterienarten vor. Krankmachende Keime gewinnen die Oberhand. Die genaue Ursache dieser Verschiebung der Scheidenflora kennen wir noch nicht.
Diskutiert werden Antibiotika, Rauchen, ausdauernde sexuelle Aktivität und genetische Faktoren.
Deine Scheidengesundheit in der Schwangerschaft
Besonders in der Schwangerschaft kann diese bakterielle Vaginose zum Problem werden. Denn das Ungleichgewicht der Bakterien in Deiner Scheide ist ein Risikofaktor für eine Frühgeburt.
Symptome und Beschwerden
Symptome sind ein vermehrter, oft gräulicher Ausfluss, manchmal auch ein Juckreiz. Besonders unangenehm wird es, wenn dann auch noch ein „fischiger“ Geruch dazu kommt. Der tritt besonders gerne und heftig nach dem Geschlechtsverkehr auf.
Untersuchung und Diagnose
Als Frauenärztin sehe ich bei der Untersuchung oft einen Ausfluss mit kleinen Bläschen und eine gerötete Scheide. Auch der pH-Wert Deines Vaginalsekrets ändert sich. Von 3,8 bis 4,4 auf 4,5 bis 5,5. Mit einem Tropfen Kalilauge (natürlich nur auf dem Objektträger) entfaltet sich oft ein intensiver Geruch nach Fisch. Im Mikroskop kann ich dann typische Schlüsselzellen bei einer verminderten Döderleinflora sehen, das heißt, die guten Milchsäurebakterien sind kaum noch vorhanden.
Manchmal muss auch eine Probe Deines Vaginalsekrets ins Labor geschickt werden.
Die Keime, die bei einer bakteriellen Vaginose beteiligt sind, sind bei jeder Frau unterschiedlich.
Was Deine Scheidengesundheit gefährdet
Die Ursachen einer Vaginose sind so unterschiedlich wie wir Frauen auch. Die eine genaue Ursache konnte man noch nicht ausmachen.
Durch Antibiotika kann dieses Gleichgewicht der Milchsäurebakterien und der krankmachenden Keime aus dem Lot gebracht werden.
Aber auch Rauchen und der Geschlechtsverkehr kommen als Ursache in Frage.
Auf den letzteren kannst Du bei Kinderwunsch aber schlecht verzichten. Deshalb sind eine konsequente Behandlung und ein Vorbeugen (ja, auch das ist möglich!) hier besonders wichtig.
Therapie
Zum einen kannst Du Antibiotika nehmen. Entweder als Tabletten oder als Medikament, das Du in Deine Scheide einführen kannst.
Metronidazol, Clindamycin als Antibiotika und Dequaliniumchlorid als Antiseptikum bieten sich da an.
Diese Medikamente helfen schnell und sicher. Bist Du aber jemand, den es öfters erwischt, kann eine Nachbehandlung zur Prophylaxe der nächsten Scheidenentzündung hilfreich sein.
Vorbeugen statt behandeln…
Für Deine Scheidengesundheit kannst Du viel tun.
Vorbeugen und Nachbehandeln
Zum einen kannst Du ab und an eine Kur mit Döderleinbakterien durchführen. Da gibt es in der Apotheke mittlerweile Regalwände voll mit entsprechenden Präparaten. Nimm diese bitte nach Packungsanweisung. Auch nach einer Infektion ist dies eine gute Investition, um die Scheidenflora wieder ins Lot zu bringen und Deine Scheidengesundheit zu stärken.
Alternative Behandlungen
Die „kleine“ Schwester dieser Milchsäurekur ist der Jogurt, den Du in die Scheide einführen kannst (nein, nicht den mit den Erdbeeren oder Heidelbeeren, sondern fruchtlos). Dies kannst schnell zu Hause als Nachbehandlung einer Infektion machen. Aber auch, wenn Du merkst, da bahnt sich was an, es kribbelt und juckt schon wieder so komisch.
Auch Teebaumöl und Spülung mit Essig- oder Zitronenwasser haben meinen Patientinnen schon geholfen.
Den Partner mit einbeziehen
Häufige Scheidenentzündungen könnten auch von Deinem Partner kommen. Hier ist eine Untersuchung beim Urologen eine gute Idee. Damit auch er behandelt werden kann und Ihr Euch die Entzündung nicht immer wieder gegenseitig schenkt.
Die Untersuchung Deines Partners bei gehäuften Infekten in Deiner Scheide macht gerade beim Kinderwunsch Sinn. Denn eine Hodenentzündung kann die Samenleiter verkleben und die Spermienproduktion beeinträchtigen.
Deine Scheidengesundheit spiegelt Deinen Lebenswandel
Eine gestörte Scheidenflora ist besonders bei Raucherinnen häufiger anzutreffen. Versuche hier Deiner Scheidenflora und auch dem Kinderwunsch zuliebe das Rauchen zu reduzieren oder stark einzuschränken. Eine Alternative könnte eine nikotinfrei E-Zigarette sein.
Häufig wechselnde Partner und ein intensiver Sex fördern ebenfalls Scheidenentzündungen. Hier kann eine Nachbehandlung mit Scheidenzäpfchen helfen.
Diabeteserkrankungen schwächen Deine Scheidengesundheit. Aber auch Darmerkrankungen können hier unangenehme Auswirkungen haben.
Achte auf Deine Darmgesundheit
Zum Schluss noch eine interessante Feststellung: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung Deiner Darmbakterien und Deiner Scheidenflora. Deshalb lohnt auch hier ein Blick auf Deine Ernährung. Eine gesunde Darmflora mag keine Fertiggerichte, aber Jogurt oder Sauerkraut gefallen Ihr sehr gut. Viel Gemüse mit gesunden Ballaststoffen sind willkommen und stärken die guten Bakterien in Deinem Darm. Und somit indirekt auch die in Deiner Scheide.
Andere Scheidenentzündungen
Ja, es gibt auch noch Chlamydien, Pilze, Allergien und, und, und, die Dein Wohlbefinden im Intimbereich stört.
Aber hier behandele ich erstmal die bakterielle Vaginose. Denn sie kommt häufig vor und ist für (oder gegen) den Kinderwunsch von oft unterschätzter Bedeutung.
Also, wenn Du Kinderwunsch hast und Du Probleme mit dem Ausfluss hast, gehe zur Untersuchung. Denn eine gesunde Scheideflora sorgt dafür, dass die Spermien an ihr Ziel gelangen und verhindert eine Fehl- oder Frühgeburt.
Zu diesem Thema gibt es auf YouTube auch ein Video:https://www.youtube.com/watch?v=7NsIUiQBFmw&t=2s
Alles Liebe
Deine Heidi